Die Kraft einfacher Ideen oder “Big Ideas travel”
Die „Konzeptwerft“ aus Hamburg hat eine Reihe von Segel-Formaten entwickelt, die den Segelsport erfolgreicher gemacht und zu größerer Sichtbarkeit und Relevanz verholfen haben, vom Audi Sailing Team Germany bis zur Segel-Bundesliga und der SAILING Champions League. Oliver Schwall, ehemaliger Weltmeister in der olympischen Tornado-Klasse und geschäftsführender Gesellschafter der Agentur, im Gespräch mit Sandra-Valeska Bruhns über die Ursprünge, Erfolge und den Ausblick der Liga.
Zwölf Jahre Segel-Bundesliga – wie hat das alles angefangen?
Olli: Wir haben parallel zum Aufbau des Audi Sailing Team Germany an diesem Format gefeilt. Nach dem Vorbild anderer Sportligen wollten wir einen Vereinswettbewerb schaffen. Überall gibt es Ligen, im Fußball, Handball, Eishockey, nur im Segeln gab es das nicht. Das wollten wir ändern.
Wenn man das Format anschaut, drängt sich die Frage auf, warum nicht eher jemand auf die Idee gekommen ist.
Olli: Ja, das stimmt. Wir haben uns eigentlich nur andere Liga-Sportarten angesehen, vor allem Fußball, und die Regeln auf den Segelsport übertragen. Dass Clubs gegeneinander antreten, gab es im Segeln nicht, aber Begriffe wie Relegation, Qualifikation, Aufsteiger und Absteiger sowie Liga- Tabellen hat jeder verstanden. Allein die Liga-Tabelle hilft, dass sich nicht nur Segler, sondern auch Journalisten einen Überblick verschaffen können. Sofort versteht jeder: Wer steht an der Spitze? Wer ist vom Abstieg bedroht? Und 18 Liga-Clubs sind natürlich allen Sportfans vertraut.
Aber musste man, um die Segel-Bundesliga zum Erfolg zu führen, wirklich nur beim Fußball abschreiben?
Olli: Na, es wurde nicht nur adaptiert, sondern zugleich normiert und an den Segelsport angepasst. Das heißt, wir haben das Spielfeld geordnet, extrem kurze Rennen von maximal zwölf Minuten etabliert, die Rennen direkt unter Land gelegt und dann die Materialschlacht ausgehebelt. Bei der Liga werden die Boote gestellt und alle haben zu 100 Prozent das gleiche Material.
Was macht das Liga-Format so attraktiv für Seglerinnen und Segler?
Olli: Aus der Sicht der Seglerinnen und Segler sind es mehrere Aspekte. Da sind vor allem die kurzen, dafür aber vielen Wettfahrten über ein dreitägiges Liga-Wochenende. Pro Liga-Event fährt jeder Club bis zu 16 Rennen! Dazu kommt das absolut gleiche Material, das nach jedem Rennen durchgetauscht wird. Die kleinen Felder von nur sechs Booten führen dazu, dass man im Mittelfeld an der ersten Tonne ankommen kann, aber der vorderste Platz bis kurz vor dem Ziel in greifbarer Nähe bleibt. Also Spannung bis zum Schluss. Und last but not least, die Tatsache, nicht für sich selbst, sondern für seinen Club anzutreten. Das schafft eine viel größere Identifikation innerhalb der Clubs als einfache Klassenregatten.
Wie ist denn der Zusammenhalt der Clubs untereinander? Harter Wettbewerb oder Sportsmanship?
Olli: Ganz klar Letzteres. Durch die Liga wachsen die Vereine in Deutschland viel mehr zusammen als jemals zuvor. Die Seglerinnen und Segler treffen sich, fighten gegeneinander und feiern abends zusammen. Die Liga-Events sind zu echten Community-Highlights geworden. Tagsüber sportlich fairer Wettkampf und abends gemeinsame Zeit und Austausch auf höchstem Niveau … Das macht auch uns als Veranstalter und auch den ausrichtenden Clubs eine Menge Freude.
Welche Bedeutung hat die Liga aus Sicht der Vereine?
Olli: Das ist natürlich von Verein zu Verein anders ausgeprägt und wird auch unterschiedlich gefördert bzw. zelebriert. Übergreifend kann man aber sagen, dass es kein Segel-Format gibt, bei dem die Identifikation so groß ist wie in der Liga. Und das gilt weltweit so – ob im Königlich Norwegischen Yacht Club, dem Königlich Schwedischen Yacht Club, beim Bayerischen Yacht Club oder im Royal Sydney Yacht Squadron. Viele Vereine haben die Liga sogar als eine von zwei strategischen Säulen ihrer Sportentwicklung fest verankert.