Es ist Halbzeit einer aufregenden Saison. In der Segel-Bundesliga herrscht Nervenkitzel. Die Teams beider Ligen sind auf Hochspannung und kämpfen um den Gesamtsieg der Saison 2022 sowie natürlich um den Aufstieg in die erste Liga. Zwei ereignisreiche Wochen in Travemünde gingen mit Bundesliga-Spieltag, dem FINAL der SAILING Champions League sowie dem Trave Race und auch Schiedsrichter-Neuzugängen zu Ende. Insgesamt durften sich in dieser Saison besonders die Hamburger Teams über Siege freuen.
Kopf-an-Kopf-Rennen in der 1. Liga
Gesamttabellenführer der 1. Liga, der SMCÜ, widersetzte sich gleich am 1. Spieltag in Hamburgs Außenalster den herausfordernden Mai-Witterungsbedingungen, 25 Knoten sowie starkem Regen und siegte nach 33 Rennen. Top Teams blieben überraschend erst einmal zurück. Am 2. Bundesliga-Spieltag in Kiel gelang es dem NRV, der sich anfangs im hinteren Mittelfeld positionierte, bei idealen Wetterbedingungen im sommerlichen Juli nach 42 Rennen den eindeutigen Tabellensieg für sich zu entscheiden. In Travemünde, dem 3. Spieltag, wobei Freitag und Samstag sich eine kräftige Brise und am Sonntag vergeblich kein Wind zeigte, freute sich am Ende nach 43 Rennen der NRV erneut über die Tabellenführung. Durch den starken Auftakt des SMCÜ, verbleibt der NRV als Zweitplatzierter der Gesamttabelle. Drittplatzierter der Gesamttabelle, der MSC, bewies in den ersten beiden Spieltagen konstant gute Leistungen und erreichte in Hamburg die 2. und in Kiel die 3. Platzierung.
KYC (BW) baut Vorsprung aus
Durchgehend sehr gute Ergebnisse wurden in der 2. Liga vom KYC (BW) gezeigt. Alle drei Spieltage wurden herausragend gemeistert und auf dem Siegerpodest mit zweimaliger Zweitplatzierung und in Travemünde mit dem Sieg beendet, sodass diese in Gesamttabelle nach der Halbzeit einen weiten Vorsprung vorzeigen. Auch der ASVW zeigte großartige Leistungen und benachbarte den KYC auf dem Siegerpodest als Erstplatzierter in Hamburg und Zweitplatzierter in Travemünde. Durch Leistungen im oberen Mittelfeld sichert der RSN die dritte Platzierung der Gesamttabelle der 2. Liga.
Déjà-vu für David Chapman
Auch einige Teams der Segel-Bundesliga qualifizierten sich diesjährig wieder für das FINAL der SAILING Champions League, die im Rahmen der Travemünder Woche stattfand. Wir durften sechs deutsche Teams begrüßen sowie 17 weitere Nationalitäten, wobei nicht nur europäische, sondern auch australische Teams sowie Segler aus dem kleinen südpazifischen Inselstaat Vanuatu, die Reise aufnahmen, den Titel Gewinner der SAILING Champions League 2022 mit nach Hause zu nehmen. Besonders anspruchsvoll machte es für die Teams, dass neun Boote gegeneinander antreten, da wir einen Melderekord von 36 Teams zu verzeichnen hatten. Steuermann David Chapman präsentierte mit seinem Team, Rekordhalter der Deutschen Meistertitel, den NRV, durchgehend aufsehenerregende Ergebnisse, sodass sie stolz als erster Hamburger Verein diesen Titel ersegeln konnten.
Für Steuermann David Chapman vermutlich ein vertrautes Gefühl, denn es ist nicht der erste internationale Meistertitel für den australischen Profi-Segler. Bereits 2019 konnte er in St. Moritz mit dem The Royal Sydney Yacht Squadron den Titel erkämpfen.
Willkommenheißen der Schiedsrichter-Küken
Genau wie unsere Liga-Teams sind auch unsere Schiedsrichter hochqualifiziert. Bei der SAILING Champions League Travemünde durften wir gleich vier internationale Neuzugänge begrüßen: Niclas, Laurent, Jules und Alina.
Kaum ein Format wie die Deutschen Segel-Bundesliga bietet so umfängliche Ausbildungsmöglichkeiten für Schiedsrichter/Umpire. Das liegt zum einen begründet in der Vielzahl der Begegnungen der Liga-Boote während der Wettfahrten und der daraus resultierenden zentralen Rolle der Umpire für das Format. Zum anderen an der nationalen und internationalen Top-Besetzung der Schiedsrichter sowie der Chief-Umpire. Einer davon ist Neven Baran, ein der international renommiertesten Umpire mit internationaler Erfahrung auch im Olympischen Segelsport.
Darüber hinaus wird die Liga regelmäßig für internationale Seminare und Fortbildung auf höchstem Niveau genutzt. Dieses erfolgt sowohl von Seiten des Welt Segelverbandes (World Sailing) als auch perspektivisch über den Deutschen Segler Verband.
Auf diese Weise erfolgt eine kontinuierliche Verbesserung und Weiterentwicklung als auch eine optimale Aus- und Fortbildung bestehender und neuer, junger Talente in dem Bereich der Schiedsrichter-/Umpire-Wesens.
Ende der Pandemie-Pause: Trave Races
Nach zweijähriger Pandemie-Pause ist das alljährliche Trave Race zwischen Passathafen und Travepromenade zurück. Eines der größten Bootsfelder waren dieses Jahr die Jugendlichen auf ihren Hobbie-Katamaranen, aber auch die farbenfrohe Dyas-Bootsklasse sowie sechs Bundesliga-Teams beteiligten sich. Auch in diesem Jahr kamen viele Besucher für die kurzen, aber schnellen Showrennen mit internationalen Teams direkt an der Travepromenade. Über den Gesamtsieg der Segel-Bundesligisten und den Siegercheck in Höhe von 300,00 € durfte sich am Ende das Team des ASV-Warnemünde um Steuerfrau Johanna Meier freuen.
Hamburger Deerns siegen bei Inklusions-Weltmeisterschaft in Rostock
Kaum eine andere Sportart bietet so viel Inklusionspotenzial wie das Segeln und die Umsetzung der letzten Jahre war sehr fortschrittlich. Ende August dieses Jahres startete zum dritten Mal die Inklusions-Weltmeisterschaft im Segeln in Rostock. Dabei sind 25 Teams aus 7 Nationen mit jeweils einem Segler mit und einem Segler ohne Handicap auf dem speziell entwickelten Kielboot S/V 14 an den Start gegangen. Die S/V 14 kombiniert ausgefeilte Technik und individuell angepassten Aufbauten wie Schalensitze, Fahrradlenker und elektrische Sitzverstellung miteinander, sodass Gewichts-, Größen- oder Kraftvorteile nebensächlich werden können. Stattdessen rückt hier der taktische Vergleich in den Vordergrund. Den Weltmeistertitel im Inklusiven Segeln ging an das Team der Hamburger Deerns Silke Basedow und Nadine Löschke. Sie kommt aus dem neuen Liga Verein FC St. Pauli und die sehr erfahrende Bundesliga Steuerfrau Silke Basedow aus dem Hamburger Segel-Club.
Butter bei die Fische, das Finale nähert sich
Weitere Spieltage in Warnemünde, Berlin und das Finale in Friedrichshafen stehen nun noch aus. Was wir sagen können: Es wird auf jeden Fall spannend um den Gesamtsieg. Als Abschluss werden sich die Teams noch einmal um den DSL-Pokal Anfang November in Hamburg, wo bereits die Saison startete, duellieren. Wie das Hamburger Wetter hierauf reagiert, bleibt abzuwarten. Wir freuen uns jedenfalls auf einen großartigen Abschluss der Saison 2022 in Friedrichshafen am Bodensee.
Autor: Söster Petersen