Der vorletzte Spieltag der Saison 2023 der 1. Segel-Bundesliga hat für deutliche Verschiebungen in der Tabelle gesorgt. Nach neun Flights trennt nur noch ein Punkt den Spitzenreiter Münchner Yacht-Club von seinem härtesten Verfolger, dem Rekordmeister vom Norddeutscher Regatta Verein in Hamburg
Überlingen, 08.10.2023 – Wenig Wind und viel Thermik, dazu strahlendes Herbstwetter: So präsentierte sich der Bodensee dieses Wochenende vor dem gastgebenden Segel- und Motorboot Club Überlingen (SMCÜ) den Teams der 18 Erstligisten aus dem ganzen Bundesgebiet. „Wir konnten uns voll auf die Erfahrung der ‚locals‘ verlassen, die ihren See ganz genau kennen“, sagt Anke Nowak, Geschäftsführerin der Segel-Bundesliga. „So wussten wir immer, wann der Wind wieder einsetzen wird und hatten phasenweise bis zu 10 Knoten auf dem Regattakurs. Die Thermik kam aber immer erst am frühen Nachmittag, wenn sich auch der Nebel verzogen hatte, so dass wir an zwei Tagen bis zum Sonnenuntergang auf dem Wasser waren.“
Mit den schwierigen Windbedingungen kam das Team des Norddeutschen Regatta Verein (NRV) am besten zurecht. Mit Olympionike Tobias Schadewaldt an der Pinne konnten Daniel Reichardt, Juliane Adelssen und Miklas Schaper den Spieltag gewinnen. Der Hamburger Rekordmeister, der bereits sechsmal in der Geschichte der Segel-Bundesliga die Meisterschale gewinnen konnte, liegt nun mit 23 Zählern an Platz zwei der Tabelle. Der Vorsprung des Tabellenersten Münchner Yacht-Club (MYC) ist mit 22 Punkten nun noch hauchdünn. Tabellendritter ist der SMCÜ mit 33 Zählern, gefolgt vom Mühlenberger Segel-Club (MSC) und Wassersportverein Hemelingen (WVH) mit jeweils 37 Punkten.
„Das war ein toller Spieltag mit unerwartet konstanten Bedingungen, wo es vor allem darauf ankam, gut zu starten und schnell geradeaus zu fahren“, sagt Tobias Schadewaldt. „Ich bin froh, dass wir das als Team sehr gut geschafft haben und uns besonders in den Zweikämpfen gegen den Münchener Yachtclub durchsetzen konnten. Jetzt ist beim Finale wieder alles offen.“ Mit Blick auf das Finale in zwei Wochen auf der Hamburger Außenalster, dem Heimatrevier des NRV, fügt er hinzu: „Das wird ein sehr spannendes Finale bei uns zuhause. Wir freuen uns riesig darauf und wollen den Münchnern auch noch den letzten Punkt auf dem Weg zur Meisterschaft abnehmen.“
Mit dem 39-jährigen Tobias Schadewaldt hat der NRV seinen besten Bundeliga-Steuermann zum vorletzten Spieltag der Saison an den Bodensee entsandt. 2012 nahm er im 49er an den Olympischen Spielen in London/ Weymouth teil und ist als ehemaliges Mitglied des NRV Olympic Team dem großen Verein an der Außenalster treu geblieben. Seine Leidenschaft für die schnelle Skiffjolle 49er lebte er spontan nach dem letzten Flight des Liga-Spieltages in Überlingen aus. „Ich habe gesehen, wie ein Schiff an der Sliprampe stand. Dann bin ich fix hingelaufen und hab gefragt, ob ich eine Runde drehen darf. Glücklicherweise war das ok für die Jungs und so konnte ich nach rund 10 Jahren mal wieder auf einen 49er steigen“, erzählt Tobias Schadewaldt begeistert.
Mit einem dritten Tabellenplatz ist der gastgebende SMCÜ wie in den Vorjahren wieder auf SAILING Champions League Kurs. Der rund 300 Mitglieder starke Überlinger Verein empfing die Bundesliga Seglerinnen und Segler mit großer Herzlichkeit und unterstütze „seine“ Mannschaft mit viel Leidenschaft und Kreativität. „Die Optikinder des SMCÜ waren mit auf dem Wasser und haben ihr Team lautstark mit Tröten und Rufen angefeuert“, berichtet Anke Nowak. „Es ist toll zu sehen, wie ein ganzer Verein für die Segel-Bundesliga und die eigene Mannschaft brennt. Auf dem Wasser und an Land war der SMCÜ wieder einmal ein hervorragender Partner für ein erstklassiges Liga-Event.“
Für Steffen Heßberger, Steuermann des erfolgreichen Ligateams des SMCÜ, war der Spieltag vor heimischem Publikum auch etwas ganz Besonderes. „Es war fantastisch im eigenen Club zu segeln. Wir bedanken uns bei dem ganzen Verein für das tolle Event, sind sehr glücklich über unsere Leistung und stolz auf unseren SMCÜ“, sagt er. „Der ganze Verein war in den Spieltag involviert, von den Opti-Kids beim Anfeuern auf dem Wasser bis zu allen Mitgliedern und Sponsoren, die uns immer den Rücken stärken.“
Beim Kampf gegen den drohenden Abstieg hat sich der Berliner Yacht-Club (BYC) mit einem neunten Platz beim Spieltag vor Überlingen ein wenig Luft verschafft und liegt nun mit 57 Punkten auf Rang 14. Abstiegsgefährdet sind nun mit je 63 Punkten der Flensburger Segel-Club (FSC) und der Akademische Segelverein Warnemünde (ASW) sowie der Konstanzer Yacht-Club (67 Punkte) und das Tabellenschlusslicht, der Hamburger Segel-Club (HSC) mit 75 Zählern.